Blessuren - Mark Gerber

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Blessuren

Eigentlich ist es ein Wunder, dass bei diesen Arbeiten keine grösseren Unfälle passiert sind.
Ein paar erwähnenswerte "Zwischenfälle" gab es doch.
So zum Beispiel dieser, von Zerro:
Ja Gärschte, ich habe mich tatsächlich mal mit der Flex ins Bein gefräst. Wurde desinfisziert und gut zugebunden - das wars. Ich habe in der Zeit auf dem Bock unzälige Löcher und Schrammen "gefasst". Aber eben, was uns nicht umbringt macht uns stark...
Das mit dem "GAU" war nicht mit dem Presslufttank sondern mit dem Schwungrad inkl. Kurbelwelle die nach Bern zur Überholung gebracht werden sollte.
Dies ist eine besondere "Story" und findet sich hier.

Oder dieser, welcher Fidelio notiert hat:
Was tut man, wenn einem der Bock auf die Nase fällt?

Da war also der Bock im Frühling 1968 im Sendli aufgebockt. Mit soliden Wagenhebern, wohl vom
AMP, in die Höhe gestemmt und mit kreuzgebeigten Bälken unterstützt. Wobei ich mich erinnere,
dass wir mehr Bälken in den Untergrund hinunter gestemmt haben als dann zwischen Kies und
Bock-Boden waren. Dies damit die Schale unten erneuert werden konnte.  
    
Vorne am Bug war eine Eisenleiter, ein ziemlich solides Ding, angestellt. Die Bodenbretter waren
schon weitgehend entfernt und die metallichen Spanten lagen blutt in der Luft.
An den Wagenhebern und Bälken wurde emsig gearbeitet. Das bedeutete, dass sich der Bug
gehoben hat. Ich stand vorne und hatte irgendetwas zu überwachen. Ich denke, Panther war
am Heck und kommandierte dort und ich musste ihm zurufen und auf horizontale Lage achten.  
Plötzlich tätscht mir etwas hinten auf den Kopf und ich bin mit der Nase in so einem Winkeleisen,
einem vorne relativ scharfen, rostigen, dreckigen Siech.   
Gottlob ist die eiserne Leiter dann wieder irgendwo angestanden, sonst wärs wohl böser heraus-
gekommen. Aber die Haut hat es an meiner Nase nach oben geschoben. Wie das ausgesehen hat
weiss ich nicht, ich hab's nie selber gesehen. Aber das Pfäderli in der Nähe ist jedenfalls ziemlich
erschrocken zurückgewichen. Panther fand dann, da genüge ein Taschentuch nicht, und hat mich
zum Dr. Horn gebracht, ich bin ins Wartezimmer gesessen und er hat noch eine Türe weiter
etwas hineingesagt. Schon bald konnte ich hinein, und Dr. Horn sen. hat alles wieder an seinen
Platz geschoben, mit ein paar Stichen genäht, mit irgendeinem Plastikgegenstand die Nasenform
zurechtgedrückt (Knorpelzeugs???) und ein Pflaster drübergeklebt.
Ich solle die Nase regelmässig mit Kölnisch Wasser tränken und in ein paar Tagen die Fäden
herausziehen kommen. Und für den Rest des Tags solle ich mich auf Kommandofunktionen
beschränken (sagte er, der Sanitätsmajor). Wie ich wieder ins Sendli gekommen bin weiss ich
nicht, vermutlich hatte Panther Kommissionen in Interlaken und hat mich wieder eingeladen.
Fäden herausziehen war eine kurze Sache. Als ich ihn fragte, wann er anfange, war er schon
fertig.   
Die Rechnung war bescheiden, und wie das Leben so spielt habe ich als allerunterstes Blatt  
in meiner Krankenkassenablage die Abrechnung der Krankenkasse. Drum weiss ich auch,
dass das im März 1968 war. Wer's nicht glaubt, schaut den Anhang.   
     
Diese Bodenbretter wurden mit warmem Leinöl satt gestrichen. Damit es warm wurde,  
hat man es in einem Kochkessel aufs Feuer gesetzt. Und da Oel flüchtige Substanzen abgibt
hat es dann auch bald einmal gelodert. Das feuernde Pfäderli wich entsetzt von dannen und
Panther hat mit einem kühnen und zielsicheren Wurf mit dem Kochkesseldeckel die Sache
gelöscht.  
 
Die Bälken mussten wir nicht mehr mühsam ausbauen. Der See stieg dann täglich soviel
an dass wir mit den Bodenbrettern grad nachkamen. Laufend musste Ausrüstung ans
Trockene gerettet werden und ein paar der unterstellten Balken konnte man noch
fischen. Die unten im Kies werden dann mal einem Archäologen Rätsel aufgeben….
 

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